Storytelling

Was die Etymologie von „Geschichte“ uns über gute PR erzählt

Written by Heike Hering-Haas

7 August 2025

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Storytelling ist unser Handwerk bei Berkeley Kommunikation – denn gute Geschichten berühren, bleiben hängen und geben Unternehmen ein klares Profil. Für diesen Blogpost habe ich mich gefragt, was das Wort „Geschichte“ eigentlich bedeutet? Woher es kommt? Und was wir aus seinem Ursprung für unsere tägliche PR-Arbeit lernen können? Es war eine spannende Forschungsreise.

Vom Geschehen zur Geschichte 

Das deutsche Wort „Geschichte“ leitet sich vom althochdeutschen gisciht bzw. mittelhochdeutschen geschihte ab – beides sind Formen des Verbs „geschehen“. Ursprünglich bedeutete „Geschichte“ also schlicht: das, was passiert ist. Ein Ereignis. Etwas, das geschehen ist – oft ohne Kommentar oder Deutung.

Erst durch das Erzählen, Deuten und Dokumentieren wird aus dem bloßen Geschehen eine Geschichte im heutigen Sinne. Diese Bedeutungsverschiebung hat eine interessante Parallele in der Antike: Das griechische Wort historia, aus dem sich das englische history und das französische histoire entwickelten, bedeutete ursprünglich „Erkundung“ oder „Nachforschung“. Es ging darum, durch Beobachtung und Befragung herauszufinden, was wirklich geschehen ist. Auch hier zeigt sich: Geschichte ist nicht Fiktion – sondern Interpretation von Realität.

Die „Schichten“ in der Geschichte

Spannend ist die semantische Nähe zum Wort „Schicht“. Nicht etymologisch verwandt, aber inhaltlich hoch relevant: Wer eine Geschichte erzählt, legt Schicht auf Schicht – Bedeutung auf Bedeutung, Kontext auf Kontext. Wie bei einer geologischen Formation wird Geschichte sedimentiert. Erst durch das Freilegen, das Interpretieren, das Erzählen wird aus bloßen Daten eine sinnstiftende Erzählung.

Genau hier liegt ein zentraler Gedanke für moderne PR-Arbeit – und ein direkter Anknüpfungspunkt zum Berkeley North Star Narrative.

PR braucht einen Nordstern

Das North Star Narrative ist ein übergeordnetes Narrativ, das alle kommunikativen Aktivitäten eines Unternehmens leitet. Es ist keine Kampagne – es ist die konstante Geschichte hinter der Geschichte. Der innere Kompass. Das North Star Narrative sorgt für Kohärenz – gerade in Tech-Unternehmen, die komplexe Innovationen, diverse Zielgruppen und sich schnell wandelnde Märkte miteinander in Einklang bringen müssen.

Um das North Star Narrative zu erforschen, muss zunächst gegraben werden. Müssen wir uns auf die Suche nach den Ursprüngen machen und forschende Fragen stellen.  Warum wurde das Unternehmen gegründet? Welche Haltung treibt es an? Welche Veränderung in der Welt will es bewirken? Was ist die EINE Sache, für die eine Marke steht? oder Was ist die EINE Sache, gegen die eine Marke steht?

Storytelling als archäologische Arbeit

Gute Unternehmenskommunikation arbeitet nicht an der Oberfläche. Sie ist ein tiefer Blick in das, was ein Unternehmen ausmacht: Werte, Wendepunkte, Herausforderungen. Jede Marke, jedes Produkt hat nicht nur eine Geschichte – es hat viele. Und oft liegen die spannendsten Narrative nicht an der Oberfläche, sondern eine Schicht tiefer.

PR ist damit mehr als nur das Präsentieren von Erfolgen – es ist das Kuratieren von Bedeutung. Und das funktioniert am besten, wenn wir verstehen, dass Geschichten nicht einfach erfunden werden. Sie werden ausgegraben. Mit Feingefühl, mit Kontext, mit der Bereitschaft, sich durch verschiedene Schichten zu arbeiten.

Ein guter PR-Prozess beginnt daher oft mit Zuhören: internen Interviews, Analysen, dem genauen Hinschauen. Nur so entsteht die Art von Geschichte, die nicht nur informiert – sondern berührt, inspiriert und im besten Fall: in Erinnerung bleibt.

Wer den Ursprung des Wortes „Geschichte“ kennt, versteht: Es geht nicht um glatte Erzählungen. Sondern um echte Tiefe. Um Substanz. Um das, was tatsächlich geschehen ist – und wie wir es erzählen.

Titelbild: Alex Guillaume auf Unsplash