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Was Post Malone B2B-Unternehmen über Reputation Management beibringt: Fünf PR-Lektionen aus der Musikindustrie
Post Malone mit seinen Gesichtstattoos und goldenen Grillz scheint auf den ersten Blick wenig mit Corporate Communications gemeinsam zu haben. Doch sein Aufstieg von einem unbekannten Künstler zu einem der erfolgreichsten Musiker weltweit basiert auf Reputation Management-Prinzipien, die jedes Unternehmen anwenden kann. Im Jahr 2025 ist er mit acht Grammy-Nominierungen einer der meistnominierten Künstler [1] – was steckt hinter seiner PR-Strategie?
Lektion 1: Authentische Markenpositionierung schlägt Zielgruppen-Anbiederei
Post Malones größte Stärke liegt in seiner kompromisslosen Markenpositionierung. Statt zu versuchen, es allen recht zu machen, hat er früh entschieden, authentisch zu sein, auch wenn es polarisiert. Das Ergebnis: Eine der loyalsten Fanbases der Musikindustrie.
Was Unternehmen lernen können: Viele B2B-Unternehmen verwässern ihre Markenpositionierung, um möglichst breite Zielgruppen anzusprechen. Post Malone zeigt: Besser eine klare Position haben, die 30 Prozent der Zielgruppe zu 100 Prozent überzeugt, als eine schwammige Position, die 100 Prozent der Zielgruppe nur halbherzig anspricht.
Konkrete Umsetzung: Definiert eure Unternehmenswerte klar und lebt sie konsequent – auch wenn potenzielle Kunden dadurch abspringen. Die, die bleiben, werden zu euren stärksten Befürwortern.
Lektion 2: Krisenkommunikation durch Tempo und Transparenz
Im November 2017 geriet Post Malone in eine PR-Krise, als er in einem Interview mit dem polnischen Outlet Newonce Hip-Hop die emotionale Tiefe absprach [2], obwohl er seine gesamte Karriere mit diesem Genre aufgebaut hatte. Die Vorwürfe der kulturellen Aneignung wurden laut: Ein weißer Künstler verdient mit Hip-Hop Geld, wertet das Genre dann aber ab. Doch Post Malone reagierte vorbildlich: Innerhalb von drei Tagen veröffentlichte er ein Video-Statement auf Twitter, in dem er die Kommentare einordnete und seine Liebe zu Hip-Hop beteuerte [3].
Was Unternehmen lernen können: Bei Kommunikationskrisen – also wenn es um Missverständnisse, unglückliche Aussagen oder Reputationsschäden durch Kommunikation geht – reagieren die meisten Unternehmen zu langsam. Post Malone zeigt: Bei dieser Art von Krise schlägt Geschwindigkeit Perfektion. Eine ehrliche, schnelle Reaktion ist besser als eine perfekte, aber verspätete. Anders bei rechtlichen oder operativen Krisen – dort gilt: Erst Fakten klären, dann kommunizieren.
Konkrete Umsetzung: Entwickelt interne Prozesse für schnelle Krisenkommunikation und definiert klar, welche Krisentypen schnelle Reaktionen erfordern (Kommunikationskrisen) und welche sorgfältige Prüfung (rechtliche/operative Krisen). Bei Kommunikationskrisen gilt: Erste Reaktion innerhalb von fünf Stunden, nicht fünf Tagen.
Lektion 3: Community Management statt Kundenbetreuung
Post Malone behandelt seine Fans nicht als Konsumenten, sondern als Community. Er hört zu, reagiert auf Feedback und nutzt seine Fanbase als Frühwarnsystem für potenzielle Probleme. Das Ergebnis: Seine Community verteidigt ihn proaktiv gegen Kritik.
Was Unternehmen lernen können: Viele B2B-Unternehmen sehen Kunden nur als Umsatzgeneratoren. Post Malone zeigt: Wer echte Communities aufbaut, bekommt loyale Botschafter, die das Unternehmen auch in schwierigen Zeiten verteidigen.
Konkrete Umsetzung: Investiert in echte Beziehungen zu euren wichtigsten Kunden. Regelmäßige Check-ins, exklusive Insights, persönliche Aufmerksamkeit. Behandelt Schlüsselkunden wie VIPs, nicht wie Nummern im CRM-System.
Lektion 4: Strategische Kooperationen erweitern die Reichweite
Post Malone arbeitet genre-übergreifend mit allen zusammen: Hip-Hop-Künstler:innen, Country-Stars, Pop-Ikonen. Jede Kollaboration bringt neue Zielgruppen, ohne die bestehende Fanbase zu verlieren. Seine 2024er Hits „I Had Some Help“ mit Morgan Wallen und „Fortnight“ mit Taylor Swift sind beide Grammy-nominiert [4].
Was Unternehmen lernen können: Viele B2B-Unternehmen kooperieren nur innerhalb ihrer Branche. Post Malone zeigt: Die interessantesten Partnerschaften entstehen oft branchenübergreifend.
Konkrete Umsetzung: Sucht bewusst nach Kooperationspartnern außerhalb eurer gewohnten Kreise. Ein Technologie-Unternehmen kann mit einem Design-Studio kooperieren, eine Beratung mit einem Start-up. Wichtig: Die Werte müssen passen, nicht unbedingt die Branchen.
Lektion 5: Evolution statt Revolution bei der Markenführung
Post Malones brillanteste PR-Leistung: 2024 veröffentlichte er sein reines Country-Album „F-1 Trillion“, ohne seine Hip-Hop-Fans zu verlieren [5]. Er entwickelte seine Marke weiter, ohne sie zu verraten. Das Album landete auf Platz 1 der US-Charts [6] und brachte ihm seine ersten Country-Grammy-Nominierungen [7].
Was Unternehmen lernen können: Viele Unternehmen haben Angst vor Veränderungen, weil sie bestehende Kunden verlieren könnten. Post Malone zeigt: Wer seine Kernwerte beibehält, kann sich in der Ausdrucksform weiterentwickeln.
Konkrete Umsetzung: Plant Markenentwicklung evolutionär, nicht revolutionär. Neue Services, neue Zielgruppen, neue Märkte – aber immer basierend auf den gleichen Kernwerten. Kommuniziert die Entwicklung transparent und zeigt den roten Faden auf.
Wie setzen Unternehmen diese Lektionen konkret um?
Schritt 1 – Markenpositionierung schärfen: Führt intern Workshops durch: Wofür steht euer Unternehmen wirklich? Was macht euch anders? Für wen seid ihr NICHT da? Dokumentiert diese Positionierung und lebt sie konsequent.
Schritt 2 – Krisenprozesse definieren: Entwickelt einen Krisenplan mit klaren Verantwortlichkeiten und Reaktionszeiten. Trainiert die Umsetzung regelmäßig, bevor der Ernstfall eintritt.
Schritt 3 – Community aufbauen: Identifiziert eure wichtigsten Stakeholder und investiert in persönliche Beziehungen. Regelmäßiger Austausch, exklusive Einblicke, echtes Interesse an ihren Herausforderungen.
Schritt 4 – Kooperationen planen: Erstellt eine Liste potenzieller Partner außerhalb eurer üblichen Kreise. Plant mindestens zwei ungewöhnliche Kooperationen pro Jahr.
Schritt 5 – Evolution kommunizieren: Wenn ihr euch weiterentwickelt, kommuniziert das proaktiv. Zeigt den roten Faden auf und erklärt, warum die Veränderung zu euren Werten passt.
Was ist der ROI von authentischem Reputation Management?
Post Malones Strategie zahlt sich messbar aus: 2025 gehört er zu den meistnominierten Grammy-Künstlern, seine Touren sind ausverkauft, seine Streaming-Zahlen brechen Rekorde. Aber der wichtigste KPI: Seine Fans bleiben ihm über Jahre treu, auch durch Genre-Wechsel und Krisen.
Für Unternehmen bedeutet das: Authentisches Reputation Management führt zu höherer Kundenbindung, besserer Mundpropaganda und stabileren Umsätzen. Kunden, die eure Werte teilen, sind weniger preissensitiv und wechseln seltener zur Konkurrenz.
Fazit: Von der Musikindustrie lernen
Post Malone zeigt, dass gutes Reputation Management nicht auf perfekten Kampagnen basiert, sondern auf authentischer Markenführung. Die Musikindustrie ist gnadenlos schnell und transparent – Künstler:innen, die nicht authentisch sind, werden schnell entlarvt. Diese Transparenz kommt auch in die B2B-Welt.
Unternehmen, die jetzt lernen, authentisch zu kommunizieren, werden die Gewinner von morgen sein. Die, die weiterhin auf Hochglanz-PR setzen, werden wie unechte Pop-Stars der 90er: schnell vergessen.
Die wichtigste Lektion: Reputation Management ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Post Malone baut seit über einem Jahrzehnt systematisch Vertrauen auf. Das können und sollten Unternehmen auch tun.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Grammy_Awards_2025
[2] https://deutsch.wikibrief.org/wiki/Post_Malone
[3] https://www.thefader.com/2017/11/23/post-malone-hip-hop-comments-new-video-statement
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Grammy_Awards_2025
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/F-1_Trillion
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/F-1_Trillion
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/F-1_Trillion