Agenturleben
KI in der PR: Ersetzt Künstliche Intelligenz bald unsere PR-Trainees?
Nach einem Kundengespräch sagte mir eine Kollegin kürzlich: „Unser Kunde fragt sich, ob Agenturen wie unsere in Zeiten von generativer KI überhaupt noch gebraucht werden.“ Ein Satz, der hängen bleibt. Und ein Gedanke, der in der Kommunikationsbranche immer öfter laut ausgesprochen wird.
Denn die Entwicklung ist rasant: Ein gut formulierter Pressetext, in Sekunden generiert. Drei Headline-Vorschläge, punktgenau zur Zielgruppe passend. Eine schnelle Themenrecherche inklusive Quellenangabe. Was früher mehrere Stunden Arbeit bedeutete, erledigen Tools wie ChatGPT, Claude oder Jasper heute in wenigen Minuten – zuverlässig, sauber, strukturiert.
In vielen Fällen effizienter, als es ein PR-Trainee leisten könnte. Das ist unbequem – aber genau deshalb brauchen wir eine ehrliche Diskussion:
Was kann KI in der PR wirklich leisten?
In der täglichen Agenturarbeit haben sich KI-Tools mittlerweile etabliert – vor allem dort, wo Geschwindigkeit und Wiederholbarkeit zählen. Einige konkrete Beispiele:
- Texterstellung für Pressemitteilungen: Für einen Industriekunden nutzen wir KI zur Erstellung erster Rohentwürfe. Die Struktur stimmt oft schon, unsere Junioren bringen dann noch Fachkontext, Tonalität und Markenbezug ein.
- LinkedIn-Postings und Caption-Vorschläge: Vor allem im Social-Media-Team unterstützt uns generative KI bei der Entwicklung von Content-Varianten, die souverän, aber nicht steril wirken sollen.
- Ideenentwicklung für Kampagnen: Bei Pitches liefern Tools kreative Rohideen, die wir im Team weiterdenken – nicht selten sind darunter Perspektiven, die uns ohne KI vielleicht nicht eingefallen wären.
Wie verändert KI den Berufsalltag in Agenturen? Kurz gesagt: Viele Aufgaben, die traditionell PR-Trainees übernehmen, lassen sich heute teilautomatisieren. Und das mitunter schneller, kostengünstiger – und qualitativ durchaus überzeugend.
Bedeutet das, dass PR-Trainees überflüssig werden?
Nein – aber ihr Aufgabenprofil verändert sich grundlegend.
Früher bedeutete der Einstieg in die PR: Artikel querlesen, Themen sammeln, Textentwürfe formulieren. Heute? Ist genau das der Bereich, in dem KI brilliert. Doch Maschinen sind keine Kommunikatoren. Wer sich als Nachwuchskraft behaupten will, muss Kompetenzen mitbringen, die nicht automatisierbar sind:
- Kontextverständnis: Welche Botschaften passen zur Markenidentität – und welche nicht?
- Kritisches Denken: Ist der KI-Text inhaltlich valide?
- Strategische Einordnung: Wie zahlt ein Beitrag auf übergeordnete Kommunikationsziele ein?
- Prompt-Kompetenz: Wer gute Ergebnisse von der KI will, muss wissen, wie man zielgerichtet fragt.
Warum bleibt menschliche Kommunikation unersetzlich? Weil Haltung, Empathie und Verantwortungsbewusstsein nicht programmierbar sind.
Was Maschinen (noch) nicht leisten können
So effizient KI bei der Texterstellung ist – an den wirklich sensiblen Stellen der Kommunikation bleibt der Mensch unerlässlich. Drei Beispiele aus unserem Agenturalltag:
- Krisenkommunikation: Eine Aufgabe, bei der KI scheitert, weil sie kein Gespür für Zwischentöne hat und nicht auf Kultur, Tonalität und die emotionale Lage abgestimmt ist.
- Strategische Positionierung & Thought Leadership: Sich bei aktuellen Themen positionieren. Die KI kann formulieren – aber nicht entscheiden, welche Aussage mutig, relevant oder klug ist.
- Employer Branding über Kulturen hinweg: Bei internationalen Kampagnen ist kulturelles Feingefühl entscheidend. Der „richtige“ Ton in Deutschland ist nicht derselbe wie in UK oder USA. Hier braucht es echte Erfahrung, kein Statistikmodell.
Fazit: Neue Anforderungen, kein Wegfall
Die Diskussion um KI in der PR ist kein Entweder-oder. Es geht nicht darum, ob Menschen oder Maschinen besser sind – sondern darum, wie beides produktiv zusammenspielt. PR-Trainees werden nicht überflüssig, aber wer heute in die PR einsteigen will, braucht andere Skills.
Die Zukunft gehört denen, die mit der KI arbeiten – nicht gegen sie. Wer analytisch denkt, kreativ bleibt und die Fähigkeit besitzt, Technologien intelligent zu nutzen, KI-Output kritisch einordnen kann und aus Textbausteinen echte Kommunikation formen kann, wird auch in Zukunft gefragt sein.
In unserem Team sehen wir, dass sich dadurch auch die Lernkurven verändern: Weniger Zeit für Routineaufgaben, mehr Fokus auf strategisches Denken, Beurteilungskompetenz und inhaltliche Tiefe. Das ist eine Chance – für Berufseinsteiger ebenso wie für Agenturen insgesamt.
Mehr Informationen zum Thema KI findet Ihr in unserem Blog.