Storytelling

Welttag des Buches: Warum Bücher weiter so wichtig sind

Written by Daniel Heinzlmeier

18 April 2023

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Katalonien, Rosen, ein toter Drache und ein Volksheiliger – Stoff, aus dem Märchen gemacht sind. Und tatsächlich verdanken wir einer katalanischen Legende das heutige Blogthema: Der Welttag des Buches. Denn seit der Schutzpatron Sankt Georg am 23. April einen Drachen tötete, und aus dessen Blut ein Rosenstrauß erwuchs, ist es dort an diesem Tag üblich, Rosen und Bücher zu verschenken. Der nationale Festtag erfreute sich schnell auch internationaler Beliebtheit – und das zurecht. Wir haben Büchern nämlich einiges zu verdanken. Auch die PR-Branche wäre ohne Bücher nicht das, was sie heute ist.

Wunderkraft Lesen erschließen

An dem von der UNESCO eingerichteten Aktionstag führt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Stiftung Lesen auch dieses Jahr die Schüleraktion „Ich schenk dir eine Geschichte“ durch – und das bereits zum 27. Mal.

Lehrkräfte der vierten und fünften Jahrgangsstufe können an dem Tag kostenfrei Büchergutscheine bestellen, um sie an ihre Schüler:innen zu verteilen. Der Gutschein gilt bei ausgewählten Buchhändlern für ein Exemplar des diesjährigen „Ich schenk dir eine Geschichte“-Welttagbuchs.

Diese Aktion des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der Stiftung Lesen verfolgt das Ziel, Kinder für das Lesen zu begeistern und Kindern mit Migrationshintergrund die deutsche Sprache zu vermitteln, wodurch ein wichtiger Beitrag zur Inklusion der Schüler:innen geleistet wird.

Vor allem im jungen Alter tragen Bücher dazu bei, die Vorstellungskraft und die Konzentrationsfähigkeit zu trainieren. Auch das Textverständnis wird verbessert, wodurch sich ihre schulischen Leistungen verbessern können. Sogar die Sozialkompetenzen werden durch das Lesen ausgebaut, weil Kinder lernen, sich in die Gedanken und Gefühle verschiedener Buchcharaktere hineinzuversetzen, was dazu führt, dass sie ihre Klassenkamerad:innen besser verstehen können.

Wichtig ist, Menschen schon im jungen Alter zum Lesen zu bringen, dann sind sie meist auch im Erwachsenenalter begeisterte Leser:innen. Und vor allem in einer von digitalen Medien geprägten Welt, in der immer weniger Menschen zu Büchern greifen, haben Büchergutscheine oder Klassenausflüge zu Buchhandlungen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss.

Bücher in der Unternehmenskommunikation

Doch nicht nur der/die Lesende profitiert von vielen Vorteilen beim Lesen wie einem erweiterten Wortschatz oder reduziertem Stress. Auch für Unternehmen eignet sich das Buch als Bestandteil einer Kommunikationsstrategie.

Natürlich haben digitale Plattformen in den letzten Jahrzehnten enorm an Bedeutung gewonnen. Der Großteil der PR-Aktivitäten erfolgt über das Internet. Print-Publikationen wie Zeitschriften und Büchern wird von der breiten Öffentlichkeit weniger Beachtung geschenkt. Doch nur, weil sie weniger relevant geworden sind, heißt das nicht, dass sie nicht mehr gebraucht werden. Die Veröffentlichung von Wissenschaftsliteratur ist nach wie vor ein angesehenes Mittel, um sich in der Öffentlichkeit als Expert:in zu positionieren. Dabei können PR-Agenturen helfen, indem sie beispielsweise CEOs dabei unterstützen, ein Buch erfolgreich auf dem Markt zu platzieren und sie so als Thought Leader, also als Vordenker:in auf einem bestimmten Gebiet, zu etablieren.

Ein weiterer Vorteil von Print-Publikationen: Die Lesenden widmen ihnen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Online-Artikel werden vom Rezipienten häufig nur überflogen und Anzeigen oder weiterführende Links erzeugen zusätzliche Ablenkung. Da dies bei analogen Medien nicht möglich ist, sind Menschen beim Lesen von Zeitschriften und Büchern automatisch fokussierter, wodurch der Inhalt länger im Gedächtnis bleibt.

Ein Buch, das die PR besonders prägte

Public Relations (oder auf Deutsch „Öffentlichkeitarbeit“) beschäftigt sich mit der Außendarstellung von Unternehmen in der Öffentlichkeit und der Pflege von Beziehungen zu Stakeholdern wie Medien, Lieferanten und Kunden. Einen großen Einfluss auf die moderne PR hatte der Psychologe Edward Bernays. Er wird als Pionier in der Anwendung der Psychologie in der Öffentlichkeitsarbeit betrachtet und entwickelte den noch heute weltweit verwendeten Acht-Punkte-Plan zur Durchführung einer PR-Kampagne.

1. Definiere deine Ziele.

2. Führe Forschungen durch.

3. Verändere deine Ziele auf Basis dieser Forschungen.

4. Lege eine Strategie fest.

5. Erstelle Themengebiete, Symbole und Anreize.

6. Rufe eine Organisation ins Leben, um deine Strategie auszuführen.

7. Entscheide über den Zeitplan und die Taktiken.

8. Führe deine Pläne aus.

 

Sogar die Etablierung des Begriffs Public Relations ist auf ihn zurückzuführen. In den 1920ern war der Begriff Propaganda aufgrund seines Einsatzes in der Kriegsführung negativ konnotiert, weswegen Bernays ihn in seinem Konzept in Public Relations umbenannte.

Nach dem Ersten Weltkrieg zeigten sich die Menschen sehr zurückhaltend in ihrem Kaufverhalten. Es wurde viel gespart und nur das Nötigste gekauft. Aus diesem Grund entwickelte Bernays eine Strategie, um die Menschen zum Kauf zu bewegen und somit die Wirtschaft anzukurbeln. Er fand heraus, dass potenzielle Käufer neben dem Faktor Notwendigkeit auch Dinge zur Selbstdarstellung beziehungsweise Selbstausdruck besitzen möchten.

Ein bekanntes Beispiel war sein Auftrag für die American Tobacco Company, bei dem er den Absatz für Zigaretten steigern sollte. Zu dieser Zeit war es für Frauen verpönt, in der Öffentlichkeit zu rauchen. Um das gesellschaftliche Tabu zu brechen, engagierte er 1929 eine Gruppe feministischer Frauen, die sich beim traditionellen Osterumzug in New York Zigaretten anzündeten, als sie von Zeitungsreportern fotografiert wurden. Daraufhin etablierte sich die Zigarette als Zeichen emanzipatorischen Widerstands, was die Verkaufszahlen deutlich erhöhte.

Zu seinen weiteren Erfolgen zählt unter anderem die Steigerung des Verkaufs von Büchern in den 1930er Jahren. Er arbeitete zu dieser Zeit für einige Verlagshäuser und animierte Menschen zum Kauf, indem er bekannte Personen dazu brachte, Bücher und ihren gesellschaftlichen Wert zu befürworten. Eine weitere, besonders kreative Idee von ihm war, Möbelhersteller zum verstärkten Einbau von Bücherregalen in die Stubenmöbel zu veranlassen. Er war der Meinung: „Wo es Bücherregale gibt, wird es auch Bücher geben.“

Mit dieser Aktion half er nicht nur Verlagshäusern, sondern auch sich selbst, seine Publikationen zu verbreiten. Sein 1928 erschienenes Buch „Propaganda: Die Kunst der Public Relations“ ist sein bekanntestes Werk und gilt als Standardwerk einer/s jeden PR-Beratenden. Edward Bernays geht in dem Buch auf die Unterschiede zwischen Werbung und Public Relations ein und zeigt Unternehmen, wie sie erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit leisten, um sich bestmöglich auf dem Markt zu platzieren.

Wer nicht weiß, was er lesen soll …

Vor 95 Jahren wurde das Buch Bernays veröffentlicht und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit in der PR-Branche. Daran wird wie so oft ersichtlich, welch ausgesprochene Langlebigkeit Bücher haben und es lässt sich bezweifeln, dass Bücher in Zukunft jemals aus unserem Alltag wegzudenken sind. Denn letztendlich sind Bücher vor allem eines: Vielseitig. Ob zur reinen Unterhaltung, als Ratgeber, Sachbuch oder als Rezeptvorlage zum Kochen – Bücher bieten eine Antwort auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse von Menschen. Und falls Sie jetzt auch Lust bekommen haben, zu lesen, habe ich hier noch zwei Buchtipps exklusiv aus unserer Agentur:

Müll‚ von Wolf Haas: Der Schauplatz ist ein Wiener Mistplatz (deutsch Altstoffsammelzentrum): Die Arbeiter finden eines Tages Teile einer Leiche in einer der Sperrmüllwannen. Nach und nach tauchen weitere Körperteile auf, nur vom Herz fehlt jede Spur. Die Kripo ist schon am Verzweifeln, als sie herausfinden, dass einer der Müllmänner, Simon Brenner, ein Ex-Kollege von ihnen ist, der ihnen neben dem fehlenden Herz noch in vielen weiteren Fragen behilflich ist.

Der mittlerweile neunte Band rund um Privatdetektiv Simon Brenner ist wieder ein voller Erfolg für alle begeisterten Krimi-Lesenden. Was die Brenner-Krimis ausmacht? Die Sprache (weniger die Story) – eine Mischung aus Umgangssprache und einem sehr persönlichen Erzähler. Genial und sehr lustig.

Auch die vier Verfilmungen zu den Brenner-Krimis sind sehr zu empfehlen.

Heimweh nach einer anderen Welt‚ von Ottessa Moshfegh: Die US-amerikanische Schriftstellerin Ottessa Moshfegh erzählt Geschichten, in denen sich die Figuren überheblich, egoistisch und bösartig verhalten. Doch auch wenn wir die Personen für ihren Egoismus verurteilen, fühlen wir dennoch mit ihnen mit. Jeder Mensch trägt nämlich negative Emotionen und Gedanken in sich, was es zu etwas zutiefst Menschlichen macht. Ein mitreißendes Buch, das dem Leser erlaubt, eine andere Perspektive auf das Leben einzunehmen.

 

Die Art und Weise, wie Bücher es ermöglichen, in die Gedankenwelt des Erzählenden einzutauchen und somit die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten, ist nicht vergleichbar. Heinrich Heine, einer der bedeutendsten deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts, drückte es folgendermaßen aus: „Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.“

 

Titelbild: Seven Shooter auf Unsplash