Agenturleben

Tattoo-Motiv-Generatoren: Wenn KI unter die Haut geht

Written by Joachim Dreher

12 Oktober 2023

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KI ist – spätestens seit der Einführung von ChatGPT Ende 2022 – zu einem weltumspannenden Trendthema geworden, das die Gemüter erregt und für viel Diskussionsstoff sorgt. Zunächst standen vor allem die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bei der Texterstellung im Fokus des allgemeinen Interesses – insbesondere auch im professionellen Bereich, im Journalismus, Marketing, aber auch in der PR.

Seit einiger Zeit werden aber auch die durch KI völlig neuen Möglichkeiten der Bildgenerierung – teilweise kontrovers – diskutiert. Geht es bei Bildern, insbesondere im geschäftlichen Kontext, doch immer auch sehr schnell um deren Echtheit, Seriosität oder Urheberrechte. Künstliche Intelligenz gewinnt auch im Bereich der Bildgestaltung immer stärker an Bedeutung und hat zunehmend Einfluss auf die Arbeit von Kreativen und Künstlern. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass KI-generierte Bilder zu den Design-Trends 2023 zählen. Nicht zu Unrecht, sind die Ergebnisse von Midjourney, DALL-E 2, BlueWillow und vielen anderen der inzwischen auf den Markt gekommenen Programme doch teilweise wirklich beeindruckend.

KI-Bildgeneratoren kommen heute bereits in verschiedenen Bereichen, etwa dem Produktdesign, der Filmproduktion, der Werbung oder der Entwicklung von Videospielen zum Einsatz. Darüber hinaus werden sie auch häufig für künstlerische Zwecke genutzt und dienen Kreativen als Tool, um schnell und einfach neue Kunstwerke zu erstellen oder Inspirationen für anstehende Arbeiten zu liefern. KI-Bildgeneratoren bieten viele Vorteile. So lassen sich mit ihrer Hilfe komplexe Illustrationen und Grafiken in hoher Geschwindigkeit erstellen, die manuell nur schwer reproduzierbar wären. Auch auf die Arbeitseffizienz von Kreativen hat die Technologie erheblichen positiven Einfluss, da zeitaufwändige Aufgaben automatisiert werden können, so dass für Bildschaffende mehr Zeit für weitere kreative Aspekte ihrer Arbeit bleibt.

KI-generierte Bilder für die Ewigkeit

Doch nicht nur für Bilder zur Illustration von Büchern oder Beiträgen, als Wandschmuck oder Werbefläche kommt KI inzwischen zum Einsatz. Auch für solche, die tiefer – im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut – gehen, kann die neue Technologie inzwischen genutzt werden.

So zumindest das Versprechen verschiedener Anbieter, die im Internet inzwischen für KI-Generatoren zur Erstellung von Tattoo-Motiven werben. Eigentlich erstaunlich, dass solche Angebote offenbar einen hohen Anklang finden, denn Tätowierer der „Alten Schule“, die meistens auf vorgefertigte, eingekaufte und qualitativ eher mittelmäßige bis schlechte Vorlagen anderer zurückgriffen, gibt es heute nur noch selten. Junge motivierte Hautkünstler mit einem extrem hohen gestalterischen Anspruch fertigen heute ausschließlich individuell gestaltete Vorlagen auf Kundenwunsch an, die dann auch nur einmal Verwendung finden. Einzigartigkeit ist hierbei also garantiert. Mitgebrachte Designs werden zwar, was die Grundidee betrifft, berücksichtigt, aber niemals genauso umgesetzt. Doch es scheint in Zeiten eines noch nie dagewesenen Tattoo-Trends trotz der unendlichen Recherchemöglichkeiten des Internets offenbar noch immer viele Menschen zu geben, die weitgehend unvorbereitet ins Tattoo-Studio gehen und vorgefertigte Motive „von der Stange“ mitbringen. Oder keine konkrete Vorstellung davon haben, was sie tatsächlich ihr Leben lang auf der Haut verewigen lassen wollen und welch hohe künstlerische Qualität – sowohl in der Motivgestaltung als auch der Ausführung – heute möglich ist.

KI-Tattoo-Generatoren: Eine kleine Auswahl

Nicht ganz uneigennützig, bietet InkLabs einen kostenfreien Tattoo-Generator an, der über WhatsApp läuft. Hat das Unternehmen doch selbst fünf Studios in Deutschland und bietet auf der Website bei Gefallen im Anschluss gleich die Möglichkeit eines Gesprächs mit einem persönlichen Tattoo-Berater an. Natürlich mit dem Ziel, die Umsetzung des Tattoos in einem dieser Shops zu planen und durchführen zu lassen. Der KI-Tattoo-Generator BlackInkAI wirbt damit, nicht mehr monatelang auf Pinterest und Instagram nach einem Tattoo-Motiv suchen zu müssen, sondern mit dem firmeneigenen Tool in Sekundenschnelle individuelle, einzigartige Vorlagen generieren zu können. Zwanzig Vorlagen können kostenlos erstellt werden, für 20 US-Dollar ist die Zahl generierter Motive unbegrenzt. Ähnliches verspricht TattoosAI, wobei hier für die 7-Tage-Nutzung sofort 9,99 US-Dollar und für einen Zeitraum von 30 Tagen 24,99 US-Dollar anfallen.

Ernüchternde Ergebnisse

Leider muss man nach dem Testen der genannten Generatoren konstatieren, dass die Ergebnisse ziemlich enttäuschend sind. Wenn man weiß, wie professionelle, künstlerisch geschulte Tätowierer heute designen und arbeiten, wird einem schnell klar, dass diese Tools mit qualitativ hochwertigen KI-Lösungen und deren Datenbankbeständen und Zugriffsmöglichkeiten auf verschiedenste Informationsquellen nicht wirklich etwas gemein haben. Die vorgeschlagenen Motive wirken wie aus einer anderen Zeit, sind nicht originell, künstlerisch bestenfalls mittelmäßig und entsprechen teilweise gar nicht den eingegebenen Suchfaktoren oder Prompts. Fragwürdig erscheint auch die angepriesene Einzigartigkeit der angebotenen Motive. Denn loggt man sich kurz aus und gleich wieder ein, kommen einem die Ergebnisse bei gleichen Suchbegriffen seltsam bekannt vor. Vermutlich auch deshalb, weil zumeist lediglich die Möglichkeit der Auswahl aus einem überschaubaren Motivkatalog bei der Eingabe besteht, wirkliches prompten also gar nicht möglich ist. Das Ganze wirkt eher wie eine Datenbank mit vorgefertigten Motiven, die mittels eines Zufallsgenerators eingeblendet werden. Unter KI-gestützter Bildgenerierung stellt man sich definitiv etwas Anderes vor.

Wenn KI, dann richtig!

Um wirklich beeindruckende Tattoo-Motive und -Vorlagen zu generieren, sollten Tattoo-Enthusiasten, die ihre konkreten Vorstellungen im wahrsten Sinne des Wortes schon „bildhaft umgesetzt“ in Händen halten wollen, auf wirklich professionelle Tools zurückgreifen. Die beeindruckendsten Ergebnisse liefert hier tatsächlich Midjourney, auch wenn dieses KI-Werkzeug nicht explizit auf Tattoos ausgelegt entwickelt wurde.

Illustratives Bild | Thema KI Tattoo
„Kunst für die Ewigkeit. Wer sich hinsichtlich der Motivwahl nicht ganz sicher ist, kann KI-Bildgeneratoren nutzen, um für sich die perfekte Vorlage zu finden.“

Für gerade einmal 10 US-Dollar können Interessierte sich bis zu 200 Motivvorschläge pro Monat generieren lassen, wobei die Handhabung keinerlei Vorkenntnisse erfordert. Durch das Studium bereits erstellter Bilder auf Basis ganz bestimmter Prompts lernt man schnell, worauf es ankommt, wenn man einen bestimmten Stil, eine gewisse Stimmung, einen ganz besonderen Look oder andere spezifische Gestaltungswünsche umgesetzt haben möchte. Es muss also nicht unbedingt Tattoo draufstehen, wenn man mit einer KI-gestützten Anwendung auch ausgefallenere Tattoomotiv-Fantasien großartig umsetzen lassen will. Einziges Manko: Die Bezahlung von Midjourney läuft über den Dienst Stripe, von dem lediglich Kreditkarten von Mastercard, Visa und American Express sowie Google Pay und Apple Pay akzeptiert werden. Mit PayPal kann man bei Midjourney nicht bezahlen.

Eine ausführliche Anleitung, wie die Erstellung von Tattoo-Motiven mit Midjouney funktioniert und was es zu beachten gilt, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, gibt es hier.

Titelbild: Dan Burton auf Unsplash

Illustratives Bild: Achim Dreher