Künstliche Intelligenz

Warum Konsistenz in der Markenkommunikation wichtiger ist als jeder Content-Trend

Written by Joachim Dreher

25 September 2025

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In einer Welt, in der sich Marketingtrends so schnell wandeln wie die Technologien selbst, gerät eine fundamentale Wahrheit der Kommunikation allzu oft aus dem Blickfeld: Echte Markenstärke entsteht nicht durch das perfekte Timing beim nächsten Trend oder die geschickteste Nutzung generativer KI, sondern durch die beharrliche Pflege einer konsistenten Markengeschichte.

Gerade im IT-Sektor, wo komplexe Produkte und teilweise abstrakte Dienstleistungen das tägliche Geschäft prägen, entscheidet die Art des eigenen Storytellings maßgeblich über den Erfolg am Markt. Während ein gut platziertes Meme oder eine clever mit ChatGPT erstellte LinkedIn-Kampagne durchaus für kurzfristige Aufmerksamkeit sorgen können, baut sich Vertrauen in technische Kompetenz, einen verlässlichen Service und eine gesunde Zukunftsfähigkeit durch authentische, kontinuierliche Erzählungen über Jahre hinweg auf.

Das Narrativ als Fundament digitaler Glaubwürdigkeit

Die erfolgreichsten IT-Konzerne unserer Zeit machen es vor. Apple erzählt seit Jahrzehnten die Geschichte vom eleganten Anderssein, Microsoft die vom verlässlichen Partner für produktive Arbeit und Google bleibt seinem teilweise etwas verspielten Weltverbesserungsnarrativ treu. Diese Unternehmen haben verstanden, dass ihre Kommunikation ein kohärentes Bild über ihre Mission, Vision und Werte transportiert.

Daran sollten sich insbesondere kleinere IT-Unternehmen ein Beispiel nehmen. Denn während große Konzerne bereits durch ihre Marktposition Vertrauen genießen, müssen sich aufstrebende Technologieunternehmen dieses erst durch eine überzeugende Markengeschichte und ein geschicktes Storytelling erarbeiten. Ein heute noch so cleverer, nicht selten KI-optimierter Content hilft wenig, wenn potenzielle Kunden morgen nicht mehr verstehen oder sich daran erinnern können, wofür ein Unternehmen eigentlich steht und welcher Vision es folgt.

GAIO und der Kampf um Sichtbarkeit und Relevanz im KI-Zeitalter

Die rasante Entwicklung generativer Künstlicher Intelligenz hat die Content-Erstellung revolutioniert. Binnen Minuten lassen sich heute professionell wirkende Texte, Bilder und Videos generieren. Diese Effizienzsteigerung verführt jedoch zu einem gefährlichen Trugschluss. Mehr Content bedeutet nämlich nicht automatisch eine bessere und erfolgreichere Außenwirkung.

Denn immer häufiger überfluten Unternehmen ihre Kommunikationskanäle mit maschinell erzeugten Inhalten auf allen möglichen Kanälen, um schnell auf Trendthemen aufzuspringen [1]. Diese sind zwar meistens technisch einwandfrei, doch was das geordnete Narrativ betrifft eher zusammenhanglos. Jedes Schriftstück mag für sich genommen zwar ansprechend wirken, doch in der Gesamtschau entsteht nicht selten ein chaotisches Durcheinander ohne erkennbare Linie. Die Technologie, die eigentlich die Markenführung unterstützen sollte, untergräbt sie stattdessen. Hinzu kommt, dass bereits 2023 eine Studie an der LMU München zu dem Ergebnis kam, dass die Zahlungsbereitschaft für maschinell erstellte Nachrichten deutlich niedriger liegt als für solche, die von Menschen erstellt wurden.

Verschärft wird diese Problematik durch einen fundamentalen Wandel im digitalen Suchverhalten. Immer mehr Menschen – vor allem aus der jüngeren Generation – nutzen KI-Assistenten anstelle klassischer Suchmaschinen, um Informationen zu finden und Kaufentscheidungen zu treffen [2]. Diese KI-Systeme bewerten und qualifizieren Unternehmensinhalte nach eigenen Algorithmen. Wer dabei nur auf Quantität setzt und seine Außendarstellung als Marke durch qualitativ fragwürdigen Content vernachlässigt, riskiert in den Empfehlungen der KI-Assistenten unterzugehen oder falsch eingeordnet zu werden.

Besonders problematisch wird diese Entwicklung, wenn KI-Tools ohne strategische Leitplanken eingesetzt werden. Large Language-Modelle können zwar inzwischen hervorragend formulieren, doch sie verstehen noch immer nicht die Feinheiten einer Markenpositionierung. Ohne menschliche Kuratierung und eine klare Erzählstruktur produziert selbst die ausgefeilteste KI nur eloquenten Lärm – der von anderen KI-Systemen entsprechend als eher belanglos eingestuft wird.

An diesem Punkt kommt GAIO, die Generative AI Optimization, ins Spiel. Sie beschreibt die bewusste Ausrichtung von Inhalten auf die Logiken und Bewertungsmechanismen von KI-Systemen und entwickelt sich damit zu einem Schlüsselfaktor wirksamer Markenkommunikation. So wie SEO einst die Sichtbarkeit in Suchmaschinen geprägt hat, wird GAIO künftig darüber entscheiden, ob Botschaften einer Marke in den Antworten von KI-Assistenten präsent, konsistent und relevant bleiben. Ein konsequentes, inhaltlich hochwertiges Storytelling ist deshalb in Zeiten von GAIO essenziell. Unser Geschäftsführer Florian Schafroth erklärt in einem seiner letzten Blogposts zum Thema überaus anschaulich, warum das so ist.

Die Psychologie authentischer Geschichten

Unternehmensverantwortliche wählen IT-Dienstleister und potenzielle Technologiepartner nicht nur rational, sondern unterschwellig auch emotional aus. Wenn ein Unternehmen heute als innovativer KI-Pionier auftritt, morgen als traditioneller Enterprise-Partner und übermorgen als agiler Start-up-Begleiter, entsteht Verwirrung. Diese Konfusion wird in einem Bereich, in dem es um geschäftskritische Systeme geht, schnell zum Ausschlusskriterium.

Konsistente Markengeschichten schaffen dagegen Orientierung und Vorhersehbarkeit. Wenn ein IT-Unternehmen über Jahre hinweg dieselbe Mission kommuniziert, dieselben Werte lebt und dieselbe Entwicklungsrichtung aufzeigt, signalisiert dies Stabilität. Eine Organisation, die ihre eigene Geschichte kennt und konsistent erzählt, wird auch seine Projekte strukturiert und zuverlässig umsetzen – so lautet die intuitive Gleichung vieler Entscheider.

Storytelling als Gegenmittel zur Content-Inflation

Die Flut an KI-generierten Inhalten hat einen unerwarteten Nebeneffekt erzeugt. Authentische, durchdachte und qualitativ hochwertige Geschichten werden wieder zunehmend als wertvoll erachtet – gerade, weil sie immer seltener geworden sind. In einem Meer aus austauschbaren Posts und Artikeln stechen Unternehmen hervor, die eine klare Positionierung verfolgen und diese konsequent durchhalten.

Hier liegt eine der größten Chancen für IT-Unternehmen, die bereit sind, in strategische Kommunikationsberatung zu investieren. Während ihre Konkurrenten sich in der scheinbaren Effizienz automatisierter Content-Produktion verlieren, können sie durch fokussiertes Storytelling eine unverwechselbare Position aufbauen.

Der strategische Einsatz von KI im Storytelling

Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass die Nutzung generativer KI für die Content-Erstellung per se problematisch wäre. Richtig eingesetzt kann sie ein mächtiges Werkzeug für konsistente Markenkommunikation werden. Der entscheidende Unterschied liegt in der strategischen Herangehensweise. Anstatt KI-Tools als Ersatz für menschliche Kreativität zu betrachten, sollten sie als Verstärker einer bereits definierten Markengeschichte fungieren.

Wenn die Grundgeschichte steht, die Tonalität definiert ist und die Kernbotschaften klar sind, können intelligente Algorithmen dabei helfen, diese Elemente effizient in verschiedene Formate zu übersetzen. KI wird so vom narrativen Störfaktor zum strategischen Multiplikator.

Die Architektur nachhaltiger Markenführung

Strategisches Storytelling entfaltet seine Wirkung wie eine Investition mit Zinseszinseffekt. Jeder Touchpoint, der die Markengeschichte stärkt, verstärkt gleichzeitig alle vorherigen und nachfolgenden Berührungspunkte. In der IT-Branche zeigt sich dieser Effekt besonders deutlich bei Empfehlungsgeschäften. Eine starke, konsistente Markengeschichte wird in Fachkreisen eher erwähnt und positiv eingeordnet als ein Anbieter, dessen Positionierung schwer zu greifen ist.

Der Mut zur eigenen Geschichte

Am Ende erfordert erfolgreiche Markenführung vor allem eines: den Mut, sich der eigenen Geschichte zu stellen, ein ganz individuelles Selbstbild und -verständnis zu entwickeln und dies konsequent nach außen zu tragen. Trends kommen und gehen und Technologien verändern sich in einem atemberaubenden Tempo – aber eine klare, authentische Markengeschichte ist und bleibt das verlässlichste Fundament für den Erfolg der Zukunft. Genau hier setzt der Storytelling-Ansatz von Berkeley Kommunikation an. Wir unterstützen Unternehmen mit unserer Storytelling-Akademie dabei, ihre unverwechselbare Markengeschichte zu entwickeln und sie über alle Kanäle hinweg konsistent zu erzählen. In ihren Workshops leitet unsere Storytelling-Expertin Isabella Fröhlich interessierte Unternehmen an, ihre Markengeschichte zu entwickeln, die eigenen Narrative zu schärfen und in praxisnahen Übungen zu erproben. Damit sie zukünftig nicht nur Content produzieren, sondern eine Geschichte erzählen, die nachhaltig trägt – heute, morgen und in der Zukunft.

[1] https://www.faz.net/pro/digitalwirtschaft/kuenstliche-intelligenz/wirkungen-und-nebenwirkungen-gen-ai-fuer-das-erstellen-von-inhalten-110422527.html

[2] https://live.handelsblatt.com/wp-content/uploads/2025/02/study_id188117_digitale-trends-2025.pdf