Storytelling

Von Schienenersatzverkehr zu Storytelling-Magie: Was ich auf einem Maybebob-Konzert über Zielgruppenbindung gelernt habe

Written by Heike Hering-Haas

4 Dezember 2025

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Kürzlich war ich auf einem Konzert der A-cappella-Band Maybebob – und wurde Zeugin einer kleinen Storytelling-Überraschung. Im Saal: ein gut gelauntes Publikum, bereit für musikalischen Schabernack. Auf der Bühne: vier Sänger mit großem Improvisationstalent, die sich darauf freuen, gleich aus dem Stehgreif einen Song zu singen. Das Publikum ruft ein paar Begriffe in den Raum, darunter Schienenersatzverkehr, Bauchnabelpiercing, Zahnseide und das Crazy.  Die Reaktion: Lachen. Kichern. Stirnrunzeln.

Was dann passiert, ist einfach beeindruckend. Die Band bastelt in Echtzeit ein Lied daraus – mit Reim, Melodie und überraschend viel Sinn. Und es funktioniert. Das Publikum ist nicht nur unterhalten, sondern komplett dabei.

Auf dem Nachhauseweg hat es noch lange in meinem Hirnkastl gerattert und ich habe mich an die sogenannten „Reizwortgeschichten“ aus der Grundschule erinnert gefühlt (die leider meistens nicht so „Bombe“ ankamen). Was war hier also anders? Welche Take-Home-Message ist da für mich und meine Kolleg:innen drin? Nach weiterem hirnen und intensivem Gespräch mit meinen neuen künstlich intelligent geschwätzigen Freunden – kam ich zu folgenden Ergebnissen.

1. Resonanz schlägt Relevanz: Warum Zielgruppen sich emotional angesprochen fühlen wollen

Was auf der Bühne entstand, war keine perfekte Melodie, kein ausgefeilter Text. Es war Resonanz. Die Band verstand genau, wie sie ihre Zielgruppe ansprechen muss. Humorvoll, interaktiv, nahbar. Der Song war nicht perfekt – aber perfekt für diesen Moment.

In der Markenkommunikation ist das Prinzip dasselbe. Gute Geschichten müssen nicht universal relevant sein, sondern resonant. Sie müssen beim Publikum andocken, es in Schwingung versetzen. Eine gute Geschichte bringt also nicht nur Informationen, sondern etwas im Gegenüber zum Klingen. Bei ihren Bedürfnissen, ihrem Humor, ihrer Weltsicht. Genau das macht sie erinnerungswürdig.

2. Storytelling funktioniert auch in Sekunden – wenn das Gefühl stimmt

Ein improvisierter Song aus fünf wilden Begriffen – das klingt wie Chaos. Doch genau das ist der Beweis: Geschichten müssen nicht lang oder tiefgründig sein, um zu wirken. Sie müssen berühren.

Die Struktur war einfach: Einstieg mit Überraschung (crazy Begriffe), Entwicklung mit Humor und einem augenzwinkernden Refrain – Auflösung durch gemeinsames Lachen. Das Ganze in unter zwei Minuten. Fertig ist die Mikrogeschichte mit Makrowirkung.

3. Melodien, Metaphern und Menschlichkeit: Was Marketing von Musik lernen kann

Musik ist Storytelling in reinster Form. Melodie ersetzt Dramaturgie. Rhythmus schafft Spannung. Der Text trifft, weil er durch die Musik transportiert wird. Gute Kommunikation braucht Taktgefühl – im Ton, im Timing, in der Tonalität.

Ein Werbespot, ein Social Post, ein Produktvideo – sie alle können davon profitieren, wenn sie wie ein Song aufgebaut sind: mit einem Hook, der hängen bleibt, einem Tempo, das mitreißt, und einem Ton, der berührt.

4. Die Quintessenz für Marken: Lasst euer Publikum mitschreiben

Warum war das Publikum so begeistert? Weil es Teil der Geschichte war. Weil seine Begriffe, seine Sprache, seine Ideen in die Geschichte eingeflossen sind. Marken, die ihre Zielgruppen nicht nur bespielen, sondern einbeziehen, gewinnen mehr als Aufmerksamkeit – sie gewinnen Zuneigung. Ob durch nutzergenerierte Inhalte, interaktive Formate oder einfach durch echtes Zuhören: Wenn sich Zielgruppen gesehen fühlen, hören sie zu. Und bleiben dran.

Meine Take-Home-Message: Improvisation, Emotion und Zielgruppen-Resonanz – das sind keine Konzerttricks, das ist modernes Storytelling. Wer das beherrscht, braucht keine Oper, um sein Publikum zu fesseln. Manchmal reichen auch fünf schräge Begriffe und ein gutes Gefühl für Menschen und ihre Geschichten – oder ein Besuch eines unserer Storytelling-Workshops – sehr zu empfehlen und immer wieder hochresonant.

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TL;DR:
Auf einem Maybebob-Konzert entsteht aus ein paar wilden Begriffen spontan ein Song – ein Paradebeispiel für gelungenes Storytelling. Es geht um Resonanz und Relevanz und wie kurze Geschichten große Wirkung entfalten und was Marken daraus lernen können: Zielgruppen wollen nicht nur konsumieren, sondern mitgestalten. Gute Kommunikation berührt, bezieht ein – und bleibt hängen.

Titelbild: Konstantin Kitsenuik auf Unsplash

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Über Heike Hering-Haas

Heike kennt die Facetten der PR aus erster Hand und hat langjährige Erfahrung in Kundenberatung, Medienarbeit und Eventorganisation. Seit 2002 bei Berkeley Kommunikation, der deutschen Niederlassung der Berkeley Communications Group für die DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) in München (formerly known as essential media), entwickelt und schreibt die studierte Diplom-Kulturwirtin heute in ihrer Funktion als Senior Content Managerin mit Begeisterung  Success Stories, Interviews für B2B-Kunden und kümmert sich um den lebendigen Berkeley-Blog.