Digitale PR

Zukunft der PR: Innovative Kommunikation im Metaverse

Written by Sandra Geißer

2 August 2022

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Das Metaverse ist das „next big thing“ aus dem Silicon Valley, das unsere Kommunikation grundlegend verändern will. Die virtuelle Welt verspricht Marken und Unternehmen neues, endloses Potential, mit ihrer Zielgruppe in Kontakt zu treten und innovative Marketingkonzepte Realität werden zu lassen. Doch ist das wirklich so einfach? Und wie wird sich eine „Meta“-fizierung der uns bekannten Interaktion auf die Kommunikationsbranche auswirken?

Kommunikation hat sich in den letzten Jahren immer weiter in den digitalen Raum verschoben und die Einführung neuer immersiver Technologien verändern unsere Interaktion bereits heute grundlegend. Doch wenn es nach Mark Zuckerberg geht, ist das erst der Anfang. „Metaverse“ soll die nächste große technische Revolution heißen und zukünftig virtuelle und physische Realität miteinander verschmelzen. Zuckerberg zeigt sich dabei so überzeugt von der Idee, dass er sogar sein bis dahin unter dem Namen „Facebook“ bekanntes Unternehmen in „Meta“ umtauft.

Obwohl das Metaverse dabei keine gänzlich neue Idee ist – erstmals wurde der Begriff 1991 im Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson erwähnt – ist das Interesse an dem Thema, im Oktober 2021 geradezu explodiert. Seitdem rangiert das Thema ganz oben auf der Agenda der Kommunikator.innen. Gleichzeitig herrscht jedoch immer noch viel Unwissenheit unter deutschen Marketers, was eigentlich hinter dem gehypten Begriff steckt. Dies zeigt auch eine aktuelle Studie der Universität der Bundeswehr München deutlich: Weniger als neun Prozent der Befragten gibt in dieser Umfrage an, mit dem Metaverse vertraut zu sein. Dies liegt sicherlich auch daran, dass kein klares Verständnis darüber besteht, was überhaupt hinter dem Begriff steckt.

Das Metaverse – Definition einer Vision

Auf der Suche nach einer genauen Definition des Metaverse wird schnell klar: Ein Metaverse gibt es, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, noch nicht. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Vision, in deren Mittelpunkt die Weiterentwicklung des uns bekannten Internets zu einem dezentralisierten, persistenten, interoperablen und dreidimensionalen Kanal steht, auf den mittels Virtual- oder Augmented-Reality zugegriffen werden könnte. Auch NFTs (non-fungible Tokens) sowie Kryptowährungen spielen in dieser Zukunftsvision eine Rolle, als eine Form von Währung im virtuellen Raum.

Doch wie bereits erwähnt, existiert dieses „Web 3.0“ heute noch gar nicht. Bis es so weit ist, wird der Begriff für eine Ansammlung unterschiedlicher Plattformen verwendet, welche auf verschiedenen Game Engines basieren. Auf diesen kommen Nutzer:innen zusammen, um gemeinsam zu spielen, sich auszutauschen oder einkaufen zu gehen. Plattformen wie Sandbox, Horizon Worlds, Decantraland oder Roblox haben sich dabei in kurzer Zeit als Vorreiter in dem sich schnell entwickelnden Markt etabliert.

Markenspielplatz für große Brands

Während Marketers in Deutschland das Disruptionspotenzial des Metaverse noch relativ nüchtern bewerten, sind große Marken schon längst auf den Trend aufgesprungen und kreieren seitdem fleißig immersive Brand-Erlebnisse. Luxusmodemarke Gucci veröffentlicht bereits eigene NFT-Kollektionen und hat mit „The Vault“ einen eigenen virtuellen Meeting-Spot in der Sandbox. Dass sich eine Präsenz auf Metaplattformen richtig lohnen kann, zeigt auch das Gucci Garden Erlebnis auf Roblox. Dieses bietet einen sogenannten Collector’s Room, der den Spieler:innen ermöglicht, limitierte Waren und Kleidung im Metaverse zu kaufen. Bei ersten Verkäufen nahm die Marke hier um die 286.000.000 Robux (interne Währung auf Roblox) ein. Das sind heute umgerechnet etwa 2,8 Millionen Euro. Andere Marken wie Nike oder Vans schaffen gleich ganz neue Roblox-Welten mit NIKELAND und Vans World, in denen Besucher:innen Minispiele spielen, die neusten Kollektionen erleben und Dienstleistungen der Marken in Anspruch nehmen können.

Kommunikation und PR im Metaverse

Die ausgewählten Beispiele zeigen gut, welche Chancen Metaverseplattformen in Zukunft noch für die Kommunikationsbranche bieten können. Besonders für das B2C-Marketing scheint der Möglichkeiten-Horizont unbegrenzt zu sein – sei es durch Gamification, Produktplatzierungen oder Kollaborationen. Für Kommunikator:innen und PR-Profis sind die Use-Cases jedoch noch recht schwammig, da viele der momentan existierenden Plattformen im Videogame-Bereich liegen. Trotzdem wird das Metaverse auch für die Public Relations wichtig werden und Kommunikator:innen können durch ihre Expertise einen wertvollen Beitrag zum Erfolg von Marken im Virtual Space leisten.

1.     Pressearbeit als Zugangstor zum Metaverse

Egal ob Contentproduktion und Kontakt zu Medienvertreter:innen – die Kerngebiete der Public Relations werden sich auch mit der zunehmenden „Meta“-fizierung unserer Kommunikation nicht sofort ändern. Sei es durch die Einladung von Journalist:innen zu virtuellen Veranstaltungen oder durch Pressemitteilung die über neuen Projekte informieren: PR-Expert:innen können besonders am Anfang viel dazu beitragen, um das noch oft schwer fassbare Thema zu entschlüsseln und Berührungsängste abzubauen.

2.     Storytelling als Garant für erlebnisreiche Markenerlebnisse

Die Kunst, interessante Narrative zu erkennen und spannende Geschichten zu erzählen, gehört zum Handwerkzeug von PR-Expert:innen. Auch in Zeiten des Metaverse wird sich das nicht ändern, sondern nur durch neue Möglichkeiten erweitern. Egal ob NFTs, digitale Pop-up Stores oder Events: Innovative Geschichten und Brand-Erlebnisse können in einer Art umgesetzt werden wie nie zuvor.  Die Zusammenarbeit zwischen Marketing und PR wird dabei immer enger werden müssen, da Grenzen verschwimmen und neues Terrain betreten wird. Integrierte Kommunikationsansätze sind deswegen unerlässlich, um Ressourcen sinnvoll zu nutzen und den bestmöglichen Impact zu schaffen.

3.     Kommunikator:innen als Vermittler:innen und Vertrauensstifter:innen

Während das Metaverse viele Möglichkeiten bietet, muss sich jedoch auch genau mit den Risiken rund um die virtuellen Umgebungen beschäftigt werden. Besonders Datenschutzbedenken und mögliche Sicherheitslücken lassen viele Unternehmen noch von einem Vorstoß ins Metaverse zurückschrecken. Transparenz und Vertrauen zu schaffen sind deswegen eine der wichtigsten Aufgaben, wenn die dezentrale Umgebung für PR und Kommunikation genutzt werden soll. Besonders in Branchen wie dem Gesundheitswesen, in dem Sicherheit besonders bedeutend ist, ist es umso wichtiger, präzise, faktisch und authentisch zu kommunizieren, um das Vertrauen von Kunden und Kundinnen nicht zu verspielen.

Ein Schlussgedanke

Die spannende Entwicklung in Richtung Metaverse hat gerade erst begonnen und ungeahnte Potenziale warten darauf von Kommunikator:innen entdeckt zu werden. Ob diese Zukunft dabei genauso aussieht wie vorgestellt, weiß heute noch keiner. Klar ist jedoch: PR-Expert:innen tun gut daran, sich schon jetzt mit den zahlreichen Möglichkeiten des Metaverse, aber auch dessen Risiken auseinanderzusetzen.

Titelbild: Minh Pham on Unsplash